wird der Luchs im Vogtland wieder heimisch?

LuchsIn den vergangenen Monaten häuften sich in unseren lokalen Zeitungen Berichte von gerissenen Tieren wie Rehe oder Schafe, die auf „brutale Art und Weise“ zur Strecke gebracht wurden. Lange rätselte man, ob es sich bei den mysteriösen „Morden“ um einen Geisteskranken handelt, der die Tiere so zurichtet, oder ob ein seltenes Wildtier der Täter sei.

Nun langsam verdichten sich die Hinweise darauf, dass es Luchse gewesen sein könnten, die im Vogtland / Erzgebirge / Böhmen immer wieder Tiere gerissen haben.

Immer wieder berichten Wanderer von angeblichen Luchs-Sichtungen in unseren vogtländischen Wäldern. Auch Experten vom Forstwirtschaftlichen Institut der TU Dresden sind sich sicher, dass die großen Wild-Katzen mit ihren Pinsel-Ohren hier langsam wieder heimisch werden. So spricht immer mehr dafür, dass es wieder Luchse bei uns gibt, nur wurde bisher noch kein unwiderruflicher Beweis geliefert.

Das soll sich aber ändern: Bereits seit Oktober 2008 werden in den Wäldern Vogtlands so genannte Lockstöcke aufgestellt. Das sind Stöcke, die mit einem speziellen Lockstoff ausgestattet sind, welcher die Luchse anlockt und dazu verleitet, sich an den Stöcken zu reiben. Die Lockstöcke werden regelmäßig überprüft, ob sich daran Spuren des Luchses (z. B. Haare) befinden.

Neben den Lockstöcken wurden auch einige Fotofallen an Bäumen befestigt, die bei erscheinen eines Lebewesens automatisch ein Foto machen. Diese Fotofallen reagieren auf Wärme und knipsen sämtliche warme Objekte, die ihnen vor die Linse kommen. Bisher sind aber leider keine Luchse fotografiert worden, nur haufenweise anderes Getier. Luchs-Tatzen im SchneeIm Winter wird die Luchs-Suche durch den Schnee etwas vereinfacht: Luchsspuren sehen aus wie die Tatzen-Abdrücke einer Katze, sind nur etwas größer. Durch den Größenunterschied sind sie auch eindeutig vom Fuchs zu unterscheiden.

Unterdessen hat sich im Vogtland eine richtige „Luchs-Einheit“ gegründet. Die 21-köpfige Gruppe (18 geschulte Luchserfasser und 3 Riss-Gutachter) wird von der Leiterin des Oberlauterbacher Natur- und Umweltzentrums, Karin Hohl, geführt. Diese meinte folgendes zu den Luchs-Hinweisen der Region:

In letzter Zeit sind wieder Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, die von unserer Seite geprüft werden. Außerdem ist ein Gutachten über gerissene Tiere erstellt worden. Wir können derzeit aber weder die Anwesenheit [von Luchse] ausschließen noch bestätigen.

Weiterhin betonte Karin Hohl, dass die vogtländischen-, erzgebirgischen- und Böhmischen Wälder für den Luchs als Lebensraum wieder interessant sein könnten. Ein Luchs würde hier wieder genügend Futter finden, der Wildbestand sei aber nicht gefährdet. Der Luchs sucht sich, wie viele andere Beutemacher, den Weg des geringsten Widerstandes. Soll heißen: Die Wildkatze versucht zuerst krankes, schwaches oder unvorsichtiges Wild zu erbeuten. Dies würde zu einer relativ gesunden Wild-Population führen.

Ein Luchs braucht sowohl Rückzugsgebiete als auch Nahrung und Geschlechtspartner. Nur wenn alle drei Bedingungen gegeben sind, kann es sein, dass er eine Familie gründet und bleibt.

Luchse sind etwa so groß wie ein Schäferhund und sehr scheu. Normalerweise machen sie einen großen Bogen um den Menschen, was ja bei unseren riesigen Wäldern auch kein Problem wäre. Reviere von bis zu 300 Quadratkilometer sind keine Seltenheit für die Wildkatzen. In diesen Gebieten jagen sie vorzugsweise Rehe oder auch mal ein Mufflon (Wildschaf).

Nachdem unsere Wälder zeitweise von Wölfen und sogar kurzzeitig Bären bewohnt wurden, wäre es also jetzt keine Überraschung, sollte sich der Luchs auch wieder hier ansiedeln. Auch die Dachse haben ja wieder in unser schönes Vogtland zurückgefunden…

Während dem bei uns die endgültigen Beweise für das Vorhandensein eines oder mehrerer Luchse noch fehlen, sind unsere tschechischen Freunde aus dem Riesengebirge bereits einen Schritt weiter. Denn im Nationalpark Riesengebirge / Krkonoše sind jetzt nach rund 200 Jahren wieder Luchse aufgetaucht. Es wurden mehrfach von Förstern Spuren der Raubkatze entdeckt. Im Riesengebirge sind seit Anfang des 19. Jahrhunderts keine Luchse mehr gesichtet wurden und galten dort als ausgestorben. Noch unklar ist jedoch, ob es sich bei den Luchsen im tschechischen Riesengebirge nur um Tiere auf der Wanderschaft handelt, oder ob sie sich tatsächlich dort wieder angesiedelt haben.

Da Luchse stark vom Aussterben bedroht sind, kann man sich besonders über die Neuansiedlungen hier in unseren Wäldern freuen.



4 Kommentare wurden abgegeben
  1.  

    9. September 2010 @ 22:08

    […] sich die Population die nächsten Jahre entwickelt. Zuletzt kam ja auch die Frage auf, ob der Luchs im Vogtland wieder heimisch wird… « Liveshopping: Elektronik-Schnäppchen bei […]

  2.  

    8. Oktober 2010 @ 22:42

    […] Rückkehr von Isegrimm, Pinselohr & Co“, Vortrag – Ein kurzweiliger Vortrag zu Wolf, Luchs und Wildkatze in unserer vogtländischen Kulturlandschaft. Referent: Karin Hohl, NUZ Vogtland […]

  3.  
    herrmann schrieb am

    31. Mai 2011 @ 10:35

    Habe heute früh in Schneeberg im Erzgebirge bei meinem Morgenlauf einen Luchs gesehen. War ein schönes Exsemplar mit seinen Pinselohren, leider war die Begegnung nur von kurzer Dauer.

  4.  
    alte Kiehvotz schrieb am

    31. Mai 2011 @ 20:40

    Ernsthaft? Das ist ja cool. Schade, dass du kein Bild davon machen konntest (oder?)

    Hast du das schon dem örtlichen „Heimatverein“ (oder so was in der Art) gemeldet?


Einen Kommentar hinterlassen:

Name (*)

eMail (*)

Webseite

Bitte gib zum Spamschutz die Zahl EinhundertFünfundZwanzig ein.

Kommentar: