sinkende Einwohnerzahlen Klingenthals & deren Folgen

Zuschauer in der Vogtlandarena KlingenthalMan glaubt es kaum, aber in Klingenthal gab es Zeiten, da lebten mehr als 21.000 Einwohner in und um Klingenthal. Momentan sind wir bei einer Einwohnerzahl von ca. 8.500 und im Jahre 2020 (also in 10 Jahren) wird Klingenthal auf etwa 7.800 bis 7.400 Einwohner „herabsterben“. Dann würden etwa so viele Einwohner in Klingenthal leben, wie rechts auf dem Bild zu sehen sind. Traurig aber wahr. Bereits jetzt liegt der Altersdurchschnitt weit über den 50 Jahren.

Damals im Sommer 1950, als die Gemeinden Brunndöbra, Sachsenberg-Georgenthal, Steindöbra und Aschberg zu Klingenthal eingemeindet wurden, herrschte fast schon Wohnungsmangel. Zu dieser Zeit wurden sehr viele Wohnanlagen gebaut und Fabriken schossen wie Pilze aus dem Boden. Der Musikinstrumentenbau boomte halt damals.

Jetzt machen die sinkenden Einwohnerzahlen Klingenthal zu schaffen, denn der dramatische Rückgang der Bevölkerung zieht vielfältige Probleme nach sich. Eines davon ist zum Beispiel der Bestand an Wohnungen. In den letzten Jahren mussten immer mehr Gebäude und Fabriken abgerissen werden, da einige bereits seit Jahrzehnten nicht mehr bewohnt und erst recht nicht mehr bewohnbar waren.

Als Beispiel könnte man das Schloss in Klingenthal nennen, welches früher mal am Amtsberg zu finden war. Dieses Schicksal ereilt auch bald die Schlossmeinel-Fabrik. Schlossmeinel-Fabrik in KlingenthalAnfang 2010 (also so ziemlich bald) wird die ehemalige Fabrik, in der früher mal Mundharmonikas und Akkordeons gebaut wurden, dem Erdboden gleich gemacht. Solche Ruinen verschönern zwar nicht gerade das Stadtbild, trotzdem können sie manchmal noch zu etwas nützlich sein. So hielten zum Beispiel voriges Jahr die Zwei- und Vierbeiner der Rettungshundestaffel Hof / Saale mehrere Trümmertrainings im Schlossmeinel ab. Solche Ruinen sind dafür zwar perfekt geeignet, liegen aber der Stadt nur auf der Tasche.

Nächstes Abrissbeispiel wäre die „Clementine“, die hölzerne Bruchbude neben dem Aldi-Markt Richtung Zwota. Zum Abriss dieses Hauses sind sogar Fördermittel bewilligt worden, aber wegen rechtlichen Streitigkeiten (Insolvenz der Firma, der das Grundstück gehört) konnte die Bruchbude nicht abgerissen werden. Nach jahrelangem Hin und Her wurde nun vorige Woche das Haus abgerissen.

Buschhaus MühlleitenEin ähnliches Trauerspiel kann man beim Buschhaus in Mühlleithen beobachten, das dank dem nagenden Zahn der Zeit nur noch weggerissen werden kann. Im Vogtland Anzeiger kann man dazu lesen:

Dies gehört derzeit wieder der Jana Valo Bauträger GmbH i.L., nachdem es zuvor zur Insolvenzmasse dieser Firma gehörte. Doch da das Gebäude nicht verwertbar ist, wurde es durch den Insolvenzverwalter aus der Masse herausgelöst. Gerne würde es die Stadt für den berühmten einen Euro erwerben, doch einem Verkauf stehen Gläubigerforderungen bezüglich Grundschulden gegenüber.

Resultat aus der ganzen Geschichte: Ändern tut sich erstmal nichts und es bleibt alles so, wie es jetzt ist. Die Finnhütten, die rund um das Buschhaus verteilt sind, werden allerdings abgerissen. Die Stadt Klingenthal übernimmt hier auf Basis eines 25-Jahresvertrages die Pflege des Flurstücks, das sich im Lauf der Jahre leider in ein Biotop verwandelt hat. Würde sich ein Investor oder sogar ein Käufer für das Grundstück finden lassen, wäre meiner Meinung nach an dem Standort einiges möglich. Touristen sollten sich von der perfekten Wintersport-Lage angezogen fühlen, schließlich hat man es vom Buschhaus nicht weit bis zu den Loipen im Wald, so unter anderem der Kammloipe, die sich bis nach Johanngeorgenstadt erstreckt.

Auch das alte Bahnhofsgebäude an der Bahnhofsstraße in Klingenthal, dass seit mehr als 15 Jahren leer steht, soll abgerissen werden. Erst war von einer Sanierung die Rede, später wollte man das Gebäude sogar für andere Zwecke nutzen. So war unter anderem ein neues Kino für Klingenthal im Gespräch, eine internationale Arbeitsvermittlung sollte es ebenfalls mal werden, aber nun stehen die Weichen auf Abriss. Doch Geld ist dazu keines vorhanden, somit heißt es auf dieser Baustelle auch erstmal abwarten. Aus der Denkmalliste ist der 120m lange Komplex schon lange gestrichen.

In Klingenthal selbst sollen ebenfalls 250 Wohnungen abgerissen werden. Die stadteigene Wohnungsgesellschaft weißt momentan noch einen Bestand von 860 Wohnungen aus, obwohl in den vergangenen Jahren ca. 10.000 Quadratmeter Wohnraum abgerissen wurden. Aber es gibt halt immer noch zu viele leerstehende Wohngebäude in Klingenthal. In den nächsten 10 Jahren sollen diese leeren Wohnungen auf 600 dezimiert werden. Dazu werden aber wieder neue Fördermittel benötigt, denn unsere Stadt kann diese Kosten aus eigener Tasche leider nicht tragen.

Klingenthal wird zukünftig ihren kommunalen Wohnungsbestand auf das Stadtzentrum konzentrieren. Komplett leerstehende Gebäude sollen weiterhin abgerissen werden, da diese nicht nur das Ortsbild sondern auch den Stadthaushalt belasten. Wie Bürgermeister Reiner Schneidenbach erläuterte:

Die Zukunft haben kleinere Wohnungen mit einem guten Standard. Große Wohnungen sind kaum noch gefragt.

Update 24.056.2011: Laut Stadtverwaltung Klingenthal betrug die offizielle Einwohnerzahl von Klingenthal zum 31.12.2010 8268 Einwohner.



6 Kommentare wurden abgegeben
  1.  
    Blinkfeuer schrieb am

    19. Januar 2010 @ 13:37

    Nun gibt es ja viel Elend in der Welt, das man versucht, mit Hilfe der Militärköppe nicht wirklich zu beseitigen, nein, meist zum eigenen Vorteil zu manipulieren.
    Einen billigeren Truppenübungsplatz als Afghanistan finden die Bomben- Freunde nirgends.
    Wollte man aber wirklich FÜR die Bevölkerung (nicht nur dort) und GEGEN den Taliban was tun, könnte man ja Familien befragen, ob sie dort weg möchten. Oder aus Haiti u.a.. Könnte die Beraterrepublik D also Zuzug ermöglichen. Könnte aber nur. Real nimmt man aber nur Akademiker.
    Gut, jetzt gibt es Gegenden in D, da hat man gaaanz doll Angst vor Auswärtigen. Speziell da, wo es gar keine gibt.
    Hier, beim Ruhrie, da wird es auch leer, ist aber die Angst nicht so da.
    Aber das ist ein anders Thema…

  2.  

    16. März 2010 @ 08:02

    […] in der Vogtland Arena auftreten und ich kann euch jetzt schon sagen: Dieses Event wird den Altersdurchschnitt von Klingenthal wieder enorm in die Höhe treiben. Nichtsdestotrotz wird diese Veranstaltung wohl für alle […]

  3.  
    grenzgänger schrieb am

    10. Juni 2010 @ 20:55

    Wiebitte,Zwota und Oberzwota 1950 nach Klingenthal eingemeindet? Woher kommt solches Wunschdenken ??? Wenn das passieren sollte dann regnet es aufwärts, die Zechenbacher und Oberzwoticher stellen Asylanträge in Schöneck.

  4.  
    alte Kiehvotz schrieb am

    10. Juni 2010 @ 21:40

    Also erstmal lol zu dem Kommentar.

    Ich habe den entsprechenden Teil editiert. Natürlich wurde Zwota & Oberzwota niemals zu Klingenthal eingemeindet, dazu wehren sich die viel zu sehr 😉 … Der Fehler entstand dadurch, dass ich anfangs einen anderen Satzanfang stehen hatte und den Teil mit der Eingemeindung später ergänzte. Irgendwie hat sich dann ein Teil vom Alten mit dem Neuen Satzanfang unbemerkt vermischt.

    Danke für den Hinweis.

  5.  

    22. Juli 2010 @ 13:57

    […] wurden in Mühlleithen auch die alten Finnhütten hinter dem Buschhaus abgerissen. Natürlich sollten das nicht die letzten Gebäude in Klingenthal sein, die dem […]

  6.  

    17. November 2012 @ 17:51

    […] im Vogtland und Erzgebirge habe ich in diesem verlinkten Artikel schon mal berichtet. Auch die sinkenden Einwohnerzahlen Klingenthals dürften für Leser meines Blogs nichts neues […]


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