Fallschirmspringen im Vogtland

Fallschirm Sprung FallschirmspringenVor einigen Jahren hatte ich die Gelegenheit, hier im Vogtland einen Fallschirmsprung zu machen. Damals überlegten meine Eltern, was sie mir zum Geburtstag schenken könnten. Es sollte etwas ausgefallenes sein, das ich nicht so schnell wieder vergesse.

Da ich mich damals ziemlich häufig mit Gleitschirmflügen beschäftigte, kam ihnen schnell die Idee, mir solch einen zum Geburtstag zu schenken. Da wir hier aber im Mittelgebirge leben und nicht wirklich eine Gelegenheit zum Gleitschirmfliegen im Vogtland besteht (mir ist jetzt zumindest nichts bekannt, dass solche Flüge hier angeboten werden), gab es zum Schluss für mich „nur“ einen Gutschein für einen Gleitschirmflug in Österreich. „Wenn du irgendwann mal wieder in den Bergen bist, kannst du den Gutschein ja einlösen“, hieß es damals.

Nun, es kam etwas anders als von meinen Eltern geplant. Der Gutschein lag ca. 2 Jahre in meiner Schublade rum, eine Österreich-Reise war nicht in Sicht und langsam aber sicher geriet der Gleitschirm-Gutschein in Vergessenheit. Bis ich irgendwann mal vom Flugplatzfest in Auerbach gelesen habe.

Flugplatzfest Auerbach 2007In Auerbach (Vogtland) gibt es einen kleinen Verkehrslandeplatz, auf dem Sportflieger, Ultraleichtflugzeuge, Segelflugzeuge, Motorsegler oder „kleinere“ Motormaschinen bis 5.700 kg starten und landen können. Dieser Flugplatz, betrieben durch die Flugplatzgesellschaft Auerbach mbH (Fliegerklub Auerbach / Vogtland e.V.) hatte im Jahre 2007 sein 50. jähriges Bestehen gefeiert. Zur Feier verrichtete der Flugplatz Auerbach ein Flugplatzfest, welches damals vom 25. bis 26. August stattfand.

Schnell wurde ich auf die Fallschirmspringer aufmerksam, die dort ebenfalls zahlende Kunden in luftige Höhen mitnahmen. Da dachte ich mir doch, dass ich den Gleitschirmflug auch in einen Fallschirmsprung umwandeln könnte. Die beiden Tätigkeiten sind ja nicht großartig verschieden, schließlich gleitet man später am Fallschirm auch langsam auf die Erde herab 😉

Gut, ab diesen Zeitpunkt hatte ich also keinen Gleitschirmflug-Gutschein mehr, sondern durfte einmal kostenlos aus dem Flieger hüpfen. Das reizte mich noch mehr als ein (relativ langweiliger) Gleitschirmflug.

Ich machte mich also auf zum Flugplatz Auerbach und traf dort auf die Verrückten des FSV Rüwalders e.V., einem Fallschirmsprung-Verein aus Grossrückerswalde. Schnell kam man ins Gespräch, die Scheine wechselten den Besitzer (mein Fallschirmsprung kostete damals 180€) und schon wurde ich in die Sicherheitsrelevanten Sachen eingewiesen.


Fallschirmsprung EinweisungZum kurzen „Lehrprogramm“ gehörten unter anderem Sichere Flughaltung, Körperhaltung bei der Landung, Aufklärung Körperlicher Funktionen während des Fluges (Druckausgleich in den Ohren) und Verhalten bei Ausnahmesituationen (falls der Hauptschirm nicht öffnet).

Nach ca. 15 Minuten Einweisung und Unterschreiben des Todesscheines (Erklärung, dass ich freiwillig und aus eigenen Zügen springe) bekam ich dann auch meinen Jumpsuit (Sprungkleidung).

Ab diesem Moment ging mir schon die Pumpe etwas schneller. Aber nicht, weil ich Angst vorm Sprung hatte, sondern weil ich einfach so gespannt und Aufgeregt auf das Gefühl während des Fluges war.

Nach einer kurzen Wartezeit ging es dann in unser Absetzflugzeug, einer alten Antonow 2 (AN-2), das größte einmotorige Doppeldecker-Flugzeug der Welt.

Antonow AN2 AN-2 Antonow AN-2 Antonow-2

Langsam stiegen wir auf eine Höhe von 1200m, als plötzlich ein lautes Hupen ertönte und eine Lampe im Hinteren Teil des Flugzeuges zu blinken begann. Die Tür wurde geöffnet, und die ersten Springer machten sich aus dem Staub.

Weiter ging es auf eine Höhe von 2500m. Von da oben hat man wirklich einen grandiosen Überblick über das Vogtland… Eigentlich sollten wir bei dieser Höhe auch springen, der Pilot entschied aber, wegen zu starkem Winden noch eine Etage höher zu steigen. Schließlich waren wir auf 2700m Höhe angelangt und es erfolgte die Sprungfreigabe.

FallschirmsprungWieder öffnete sich die Türe vom Flugzeug, die Gurte wurden noch mal richtig straff gezogen und überprüft (in Deutschland sind nur Tandemsprünge erlaubt, solange man keine eigene Springer-Lizenz besitzt) und dann ging es auch schon ab nach draußen.

Ein absolut geiles Gefühl, wenn man da oben an der Tür steht, ganz genau weiß, dass vor einem ca. 2700m Luft liegen und auf dem Rücken nur ein kleiner Schirm (neben dem Sicherungsschirm) ist, der hoffentlich irgendwann aufgeht.

Die ersten paar Sekunden nach dem Sprung aus dem Flugzeug war ich total verpeilt. Absolute Reizüberflutung, alles dreht sich in sämtliche Richtungen, die Luft rauscht an einem vorbei, man kann sich nicht orientieren. Nach 3 oder 4 Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, stabilisierte dann der Tandemmaster (Lizenzspringer, an dessen Bauch man gegurtet wird), die Sprung / Fluglage, und man schießt mit dem Bauch nach unten in Richtung Erde.

Als wir dann „ruhig“ in der Luft lagen, öffnete sich ein kleiner Bremsschirm (Drogue), der die Geschwindigkeit auf etwa 200 km/h abbremste. In diesem Zustand sind wir dann ca. 30 bis 40 Sekunden gefallen / geflogen.

Fallschirm GleitschirmBei ungefähr 1200m wurde dann die Reissleine gezogen. Nach einem ziemlich starken Ruck war dann auf einmal Ruhe. Keine Luft die mehr an den Ohren vorbeirauscht, keine Geräusche von oben / unten, totale Stille. In diesem Moment konnte man einfach nur noch entspannt und gelassen in Richtung Boden segeln. Mein Tandemmaster übergab mir dann noch die Steuerschnüre, und bis runter auf 800m durfte ich den Schirm selbstständig lenken.

Fallschirm packenDie Landung erfolgte dann leider viel zu schnell, trotzdem machte sich bald ein großes Dauergrinsen übers Gesicht breit. Total geflashed und überrumpelt von Glücksgefühlen sackten wir dann noch den Schirm ein und verabschiedeten uns.

Ich habe mir seitdem sogar schon oft überlegt, ob ich mich nicht zum Lizenzspringer ausbilden lassen soll. Bisher wurden meine Überlegungen aber immer wieder von den enormen Kosten zerstört, die solch eine Ausbildung mit sich bringt.

Wenn es ein Geburtstagsgeschenk gibt, an dass ich mich gerne zurückerinnere, dann dieser Fallschirmsprung in Auerbach. Ich kann jedem nur Empfehlen, falls es die Situation ergibt, ebenfalls einen Fallschirm-Sprung mit zu machen. Das Geld lohnt sich auf alle Fälle!



13 Kommentare wurden abgegeben
  1.  
    Flocke von Kroetengruen schrieb am

    5. Juli 2009 @ 16:09

    Das war bestimmt ein tolles Erlebnis. Sowas würde ich auch gerne mal machen…

  2.  
    alte Kiehvotz schrieb am

    5. Juli 2009 @ 16:24

    Auf alle Fälle war das toll! Zögere es bloß nicht zu lange hinaus. Wenn du bock drauf hast, mach es so schnell wie möglich. Ich hab es fast etwas bedauert, dass der Gutschein meiner Eltern so lange im Schrank rumlag.

    Falls sich mir nochmal die Chance auf einen günstigen Sprung oder einen Sprung aus 4000m bietet, werde ich die auf alle Fälle wahrnehmen!

  3.  
    in-cognito schrieb am

    23. August 2009 @ 12:42

    huch,den flugplatz kenn ich doch…
    vllt. liegts daran das ich da jahrelang selbst geflogen bin…*gg*
    aber die 50er feier war schon n gepflegter kracher.
    grüsse in die alte heimat!

  4.  
    alte Kiehvotz schrieb am

    24. August 2009 @ 16:58

    Hi in-cognito

    was hast du denn in Auerbach geflogen, wenn man fragen darf? Einen eigenen Segelflieger oder eine kleine Motormaschine?

  5.  

    5. September 2009 @ 11:40

    […] auch nächstes Jahr wieder zum Tag der offenen Tür gehen. Eventuell gibt es ja auch wieder ein Flugplatzfest, bei welchem man wieder Fallschirmspringen kann. Ich würde mich […]

  6.  
    in-cognito schrieb am

    27. Oktober 2009 @ 10:19

    is ja nun schon n stück her das ich hier ma was geschrieben habe.
    hab in edoa früher segelfug betrieben.
    bis vor ca. 2 jahren.
    bin dann aber weggezogen.

  7.  
    alte Kiehvotz schrieb am

    27. Oktober 2009 @ 20:03

    Cool! Hattest du ein eigenes Segelflugzeug oder hast du es im FLiegerclub Auerbach ausgeliehen? (Ich gehe mal davon aus, dass du mit edoa den Flugplatz Auerbach meist, oder?)

  8.  

    23. Januar 2010 @ 16:46

    […] solcher besonderen Erlebnisse mitgemacht. So habe ich hier in meinem Blog bereits über meinen Fallschirmsprung im Vogtland berichtet, den ich damals zu meinem 18 Geburtstag bekommen habe. Das war zwar meiner Meinung nach […]

  9.  

    27. Juli 2010 @ 20:38

    […] ich ja bereits über besondere Erlebnisgeschenke wie zum Beispiel Klippenspringen oder auch Fallschirmspringen berichtet. Doch interessante Geschenkideen müssen nicht unbedingt etwas mit Nervenkitzel zu […]

  10.  

    31. Juli 2012 @ 20:49

    […] denen ich persönlich auch mitspringen werde (siehe Bericht meines ersten Tandemsprungs unter Fallschirmspringen im Vogtland). Übrigens kann man zu diesem Termin auch einen Tandemsprung aus 2.500m mitmachen, einfach mal […]

  11.  
    ah schrieb am

    27. Juli 2013 @ 16:50

    ich hätte da mal ne frage und zwar an wen müsste ich mich wenden wenn ich eines der gezeigten bilder für meinen youtubekanal verwenden möchte

  12.  
    alte Kiehvotz schrieb am

    29. Juli 2013 @ 18:36

    Da bist du hier genau richtig. Welches Bild wird denn benötigt, und wo genau soll dies erscheinen?

  13.  

    4. August 2013 @ 19:15

    […] Flaschen Vita Cola pur in die Hosentaschen gepackt und bin damit auf 4.000m hoch. Im Freifall beim Fallschirmspringen habe ich dann mit ein paar Springer-Kollegen einige verrückte Dinge gemacht. Wie zum Beispiel […]


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