Lehrstellen-Mangel im Vogtland ade – nun fehlen die Azubis
Wo es im Jahr 2006 noch ein großes Defizit an Lehrstellenplätze im Vogtland gab, klafft mittlerweile ein Loch bei den verfügbaren Azubis. Nach nur 5 Jahren hat sich die Arbeits- bzw. Ausbildungssituation im Vogtland komplett umgekrempelt! Man erinnere sich zurück: 2006 suchten ca. 2.900 Bewerber eine Lehrstelle im Vogtland, damals konnten aber nur 1.100 betriebliche Ausbildungsplätze angeboten werden…
Heute stehen den vogtländischen Unternehmen nur noch ~1.200 Schulabgänger zur Verfügung, für ca. 1.450 Lehrstellen! Die Zeiten, in denen auf eine Lehrstelle bis zu 5 Bewerber kamen, sind eben vorbei. Nun sind noch ungefähr 600 Ausbildungsstellen unbesetzt (Zahlen von Ende Juni 2011). Vor allem Kaufleute (Einzelhandel), Köche, Industriemechaniker und KFZ-Mechatroniker werden im Vogtland noch gesucht.
Zur rückläufigen Zahl der Bewerber kommt noch hinzu, dass immer mehr Schüler die Schule mit einem schlechten Zeugnis verlassen. Somit kommen trotz Ausbildungsstellen-Überangebot doch nicht alle Bewerber unter, da die Noten auf dem Abgangs-Zeugnis einfach zu schlecht sind.
Helga Lutz von der Agentur für Arbeit in Plauen meint folgendes dazu:
[…] wir rechnen mit über 100 unversorgten Jugendlichen, gleichzeitig werden aber auch Ausbildungsplätze offen bleiben.
Um 2011 bzw. 2012 so viele Azubis wie möglich in passenden Betrieben unterzubringen, veranstaltet die Agentur für Arbeit gemeinsam mit der IHK eine Ausbildungsbörse, bei der sich am 3. November rund 100 vogtländische Betriebe mit ihren Ausbildungsplätzen vorstellen, darunter die Sternquell-Brauerei, McDonalds, Volksbank und viele mehr.
Die Bad Brambacher Mineralquellen haben in der Zwischenzeit verkündet, dass man sich demnächst auch im benachbarten Tschechien nach qualifizierten Auszubildenden umsehen möchte.
Es werde angesichts der demographischen Entwicklung immer schwieriger, gute Absolventen mit „vernünftigem Schulabschluss und dem Willen, hier zu arbeiten“, zu finden.
Noch ein paar kleine Hintergrundinfos zum Arbeitsmarkt im Vogtland:
Vogtlandweit gibt es 25.000 Gewerbeanmeldungen, wobei nur etwa 150 Unternehmen mehr als 50 Mitarbeiter beschäftigen. Die Wirtschaft im Vogtlandkreis also „kleinteilig“, viele Betriebe können somit nicht schon lange Zeit vorausplanen, ob und wann neue Azubis benötigt werden.
Meiner Meinung nach sollten Betriebe auch schlechteren Schulabsolventen eine Chance geben und diese evtl. zur Probearbeit einladen. Oftmals sind die schlechten Noten auch nur auf „Desinteresse an der Schule“ zurückzuführen. In solchen Fällen sagen Schulnoten recht wenig über die Arbeitsqualität und den Arbeitswillen der Bewerber aus.